Auf dem Blog des Freiheitskomitees für die Gefangenen-Gewerkschafterin Sunny aus Chemnitz ist ihr Bericht von der Demonstration vom 7. März 2020 erschienen, den wir hier wiedergeben.
Mein Wort zur und nach der Demo!
Als erstes möchte ich sagen: DANKE! Ihr seid spitze, einfach unglaublich – jeder einzelne von euch, der gestern hier vor den Mauern für uns da war.
In den vergangenen Jahren war es so, dass ich Euch sehen konnte. In diesem leider nicht. Was aber nicht schlimm ist, denn ich habe euch dennoch gehört.
Und ich fand‘s mega, dass ihr es durchgesetzt bekommen habt, dass es direkt vor dem Eingang zur Hölle stattfinden kann.
Von 15 bis 16 Uhr ist hier am Wochenende Hofgang. Viele von uns haben sich unten getroffen, Euch zugehört, Euch gefeiert und darüber gesprochen.
Auch von den Menschen wie Möck und Lea ein mega Danke. Sie werden auch noch ein paar Worte dazu schreiben. Natürlich waren auch ein paar dabei, die es nicht toll fanden. Die es als Blödsinn abtun. Dies sind auch Menschen, die mich dafür anfeinden, für das was ich hier tue.
Was mir aber herzlich egal ist, ich werde dennoch und niemals damit aufhören. Und der Großteil von uns fand es einfach mal mega, dass ihr da wart. Und ich fand es gut und richtig, dass die Demo stattfand. Vielen von uns macht es Mut und spendet Zuversicht, dass wir doch nicht in allen Augen der Gesellschaft Menschen dritter Klasse sind. Weil wir im Leben Mist gebaut haben und dafür weg gesperrt wurden wie Tiere. In den Augen der Gesellschaft kommt man „nur“ in Haft, wenn man ein Schwerverbrecher ist. Was totaler Blödsinn ist!
Mittlerweile ist es so, dass man wegen den kleinsten Verfehlungen hier landen kann. Und seien es Omas (aktuell haben wir eine 78 jährige und 80 jährige alte Dame hier), die wegen Diebstahl einsitzen, weil die Rente nicht reicht.
Menschen, die mit der Bahn, Bus etc. ohne Ticket gefahren sind, weil eben das Geld nicht reichte.
Menschen, die auf Grund von Suchtproblematiken, Diebstähle oder Einbrüche begingen, um ihre Sucht zu finanzieren. Oder Menschen, wie ich, die Betrugsstraftaten begingen zur Finanzierung ihrer Sucht.
Eine Sucht ist eine anerkannte Krankheit, wofür man allerdings bestraft wird. Aber man kommt schlichtweg heutzutage wegen allem in den Knast.
Ich möchte es auf gar keinen Fall schön reden, dass wir alle Straftaten begangen haben. Und das definitiv nicht einfach ignoriert werden kann. Aber das System und die Gesellschaft sollten man hinterfragen was, wie warum dazu geführt hat. Und vielmehr, bzw. überhaupt damit anfangen den Menschen zu helfen, statt weg zu sperren. Augen verschließen und hoffen, dass sich das Problem mit der Zeit von alleine löst.
Denn ich kann euch sagen, dass wird es nicht! Ihr seid auf dem Holzweg, wenn ihr das glaubt!!!
Menschen, wie ihr gestern (Bzg. Auf 07.03.) spendet uns unheimlich viel Zuversicht, Kraft und Hoffnung. Dass wir noch nicht in allen Augen der Gesellschaft aufgegeben wurden.
Wir, auch wenn wir Mist gebaut haben, etwas wert sind. Ich hatte Gänsehaut und Tränen in den Augen, wie all die Jahre zuvor. Und vielen von uns hier ging es so. Ein herzliches Dank von hinter den Mauern an die Menschen vor den Mauern, die uns nicht aufgegeben haben. An Euch!
Noch ein Wort in eigener Sache – IHR SEID MEGA!!! Leider habe ich euch nicht gesehen, auch wenn einige von euch sich auf den Weg zu meinem Fenster gemacht haben. Denn ich war noch exakt 7 Minuten auf dem Hof.
Aber ich habe euch gehört – MEGA DANKE!
Ich war zu Tränen gerührt.
Ihr seid unglaublich!
Zum Abschluss zusammenfassend gesagt:
Ein mega großes Danke, ihr seid Spitze und es ist arg wichtig für uns zu wissen, dass es Euch da draußen gibt und ihr es uns gestern auf diesen Weg gezeigt habt.
Danke!
Eure Sunny W.
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