Geschlossener „offener Vollzug“ 
braucht Öffentlichkeit

Ganz schnelle Reaktion nach unserer Kundgebung in Willich 

Wir hatten es uns gewünscht bei der Kundgebung in Willich! Und einige Frauen aus dem angeblich „offenem“ Vollzug haben schnell gezaubert. Ruckzuck erreichte uns ein noch am gleichen Tag geschriebener Brief:

Willich, 21.03.2021

An die Gefangenengewerkschafts-Soli-Gruppe NRW

Betreff: Demo JVA Willich, OV, am 21.03.2021

Zunächst einmal vielen Dank für Ihren Einsatz am heutigen Nachmittag vor unserem „geschlossenen“ offenen Vollzug.

Seit nunmehr 18.12.2020 befinden wir uns im Lockdown ohne persönliche Kontakte zu unseren Familien. Und obwohl das Justizministerium seit 15.03.21 die möglichen Lockerungen befürwortet, bleibt Willich, Haus 26 (OV), geschlossen.

Der werte Anstaltsleiter, Herr Świtkiewicz, unterbindet jegliche Korrespondenz von den Insassen zu ihm. Das hat er in einer Rundmail an die Beamten ausdrücklich betont.

Wir sitzen hier mit ARD und ZDF in der ersten Reihe. Weitere Programme werden uns trotz mehrfacher Nachfrage nicht gewährt.

Auf der Seite des Ministeriums wird auch die Anzahl der Besucher geregelt. Diese ist begrenzt auf 2 Personen pro besuchter Person.
Willich beschränkt die Besuche auf
eine erwachsene Person. Somit entfällt auch die Möglichkeit, Kinder – wenn auch nur hinter Glas – zu sehen.

Resozialisieung in Form von Entlassungsvorbereitung findet überhaupt nicht statt.

Auf einem Aushang wird verwiesen auf das Ministerium der Justiz und einen damit verbundenen Beschluss, der den Lockdown bis 28.03.21 verlängert. Dieses Formular wurde von Insassen bereits mit dem Hinweis des Betruges und der Vorspiegelung falscher Tatsachen an das Ministerium weitergeleitet.

Für eine Öffentlichmachung dieser Umstände wären wir sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Anmerkung von ggsoli-nrw: Wir haben bisher nicht recherchiert, wer da mit dem Etikett „Offener Vollzug“ betrügt. Nur die Anstalt? Oder auch das Ministerium? Jedenfalls werden die Gefangenen  betrogen um das, was „Offener Vollzug“ angeblich bewirken soll: den etwas leichteren Übergang in Leben draußen (ein „straffreies Leben“, wie die Justiz das deklarierte Ziel des Strafvollzuges nennt).   

Selbst wenn die Verwalter der Unfreiheit Angst haben vor den Ansteckungsgefahren draußen (haben wir draußen ja auch), müssten sie alles vertretbar Mögliche tun, um die Gefangenen zu fördern für einen  Neuanfang. Kontakte zur Familie und eng Befreundeten stärken. Wenn schon keine Arbeit in den gefährlichen Betrieben draußen, dann wenigstens Kurse und Ausbildungen drinnen veranstalten. Und trotz Corona auch Ausgänge zulassen. All das, was mit Kontakt zu Menschen zu tun hat, halt begleitet von medizinischer Vorsorge, sorgfältigen und häufigen Tests. Oder Impfung!  Und für Internet- bzw. Medienzugang braucht man nur die Geräte, Programme und Desinfektionsmittel. 

Der Herr Anstaltsleiter verweigert jegliche Korrespondenz-Kontaktaufnahme durch die ihm Ausgelieferten?  Das scheint ja eine sehr „offene“ Einrichtung zu sein! 

In unser aller Namen werden Haftstrafen ausgesprochen. Wer wissen will, was denn da unternommen wird zwecks angeblicher „Resozialisierung“, kann den Herrn ja mal mit Korrespondenz belästigen. 

GG-Soli-NRW

 

Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.

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