Positive Corona-Tests in der JVA Untermaßfeld – Gefangene fordern jetzt Maßnahmen

GG/BO-Soligruppe Jena: Nach der bestätigten Infektion des Anstaltsarztes in der JVA Untermaßfeld am 7. April 2020, wurden zunächst zahlreiche Häftlinge und Beamte negativ getestet. Nun hat die Gefangenen-Gewerkschaft von ihren Mitgliedern, anderen Häftlingen und von Angehörigen davon erfahren, dass nach gestern durchgeführten Tests an Insassen der JVA heute mindestens drei positive Ergebnisse vorliegen.

In mehreren Stationen der JVA Untermaßfeld wurden die Gefangenen deswegen heute früh in ihren Zellen eingeschlossen. Beamte erklärten ihnen gegenüber kurz, es sei „wegen Corona“.

Die Gefangenen hatten schon am 7. April ihre Forderungen bestärkt: Sie fordern, dass alle Gefangenen getestet werden, dass die medizinische Versorgung gewährleistet wird und dass Häftlinge entlassen werden.

Manuel Matzke, Gefangener der JVA Zeithain und Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft ergänzte dazu: „Transparenz ist das A und O und hier beginnt das Problem. Mit den Gefangenen wird nicht wirklich geredet. Das muss sich ändern. Es braucht Kommunikation und zwar auf Augenhöhe. Dann muss unbedingt die medizinische Versorgung verbessert werden. Schon unter Normalbedingungen hat sich gezeigt, dass die medizinischen Dienste der JVAs mit Tuberkulose und Hepathitis ihre Schwierigkeiten haben. Wenn mit Corona der worst case eintritt, sieht es ohne entsprechende Maßnahmen düster aus. Außerdem braucht es jetzt Entlassungen. Menschen, die nicht gefährlich sind – also die keine Gewalt- oder Sexualverbrechen begangen haben – haben jetzt im Gefängnis nichts zu suchen. Hier geht es um Leben und Tod.“

Wie drastisch die Situation ist, zeigt ein kurzer Blick auf die medizinische Versorgung im Strafvollzug. Für eine bundesweite Population von ca. 60.000 Gefangenen gibt es gerade einmal 6 intensivmedizinische Betten und zwar im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg in Nordrhein-Westfalen. Thüringen verfügt für seine ca. 1.500 Inhaftierten nicht einmal über ein eigenes Haftkrankenhaus. Das Justizministerium scheint hier als Notbehelf die Verlegung in die JVA Tonna zu planen, wo es den größten medizinischen Dienst gibt. Dort soll eine Station für Häftlinge aus anderen JVAs geräumt worden sein.

Coronabedingte Entlassungen hat das Thüringer Justizministerium bisher abgelehnt. Auch regulär mögliche Entlassungen wie zur Zweidrittel-Strafe habe das Gericht in Meiningen am 2. April im Fall von 8 Gefangenen verweigert.

15. April 2020

6 Kommentare

  1. Ich höre noch die Worte die Ramelow vorhin gesagt hat. Das wichtigste ist Seife. Wenn man die nicht hat kann man sich auch nicht die Hände waschen. Aber was haben die Häftlinge, 1 mal Duschzeug für die ganze Woche und kaltes Wasser in der Zelle. Und heute wurde sogar nicht mal die Wäsche getauscht. So kann man diese Pandemie aber nicht eindämmen. Wir sind auch für die Freilassung unserer Angehörigen.

  2. Unser Justizminister Herr Adams müsste seines Amtes meiner Meinung nach enthoben werden oder noch besser er selbst müsste für ein paar Tage den Aufenthalt in einer JVA bekommen genau so wie es jetzt die Männer dort erleben. Ohne Kontakt zu Angehorigen, mit Dauereischluss und keiner medizinischen Hilfe.
    Nur so kann man diesem heeren noch die Augen öffenen, er scheint kein Herz zu haben doch eigentlich müsste er als Minister verstand haben die Situation zu erkennen, vielleicht ist er ja auch Blind, denn soviel Blödheit in einer so hohen Position kann ich mir nicht anders erklären.

    Im Grundgesetz steht was von Würde und Rechte am Menschen, wann wird das angewandt? Zählt das nicht für uns Thüringer?

  3. Soviel zur Deutschen Demokratie,
    das schlimmste ist das es nicht an die Öffentlichkeit kommt, alles schön reden unter den Tisch kehren und ja nicht die Katze aus dem Sack lassen.
    Es gibt keine Worte die dies ausdrücken würden was ich inzwischen vom ganzen Rechtssystem halte, zumindest keine die jugendfrei sind oder in der Öffentlichkeit benutzt werden sollten, es ist nicht nur skandalös und verächtlich sonder gleicht einem Tier das zum Schlachter geführt wird. Nur das Corona der Schlachter ist und die Häftlinge das Schlachtvieh, oder auch als Vergleich Kaninchen im Versuchslabor die warten ob sie den nächsten versuch der ausgeübt wird überleben oder nicht.
    Das sind keine Menschenrechte das ist Absurd

  4. Es ist ja alles schön und gut, wie die Politik sich versucht raus zu reden.
    Ich sitze selbst im Offenen Vollzug in einer JVA in NRW.
    Hier sind sehr viele Gefangene frühzeitig entlassen worden, oder mit Strafunterbrechung nach Hause geschickt worden.
    An sich eine tolle Sache, wenn es wenigstens jeden Gefangenen hier betreffen würde.
    Uns Insassen die noch hier sitzen, wird dafür jeder Ausgang gestrichen, ein absolutes Kontaksverbot zu unseren Angehörigen besteht ebenfalls seit Wochen.
    So das wir einmal die Woche 1 Stunde Ausgang bekommen um das nötigste einzukaufen.
    Jeder weiß, das man es niemals schaffen kann, in dieser abstrusen Zeit das wichtigste zu bekommen.
    Wenn man dann wie ich noch 4 Kinder samt Frau hat, möchte man sie natürlich auch endlich einmal sehen. Da ich ja im offenen Vollzug sitze. Seit 5 Wochen durfte ich sie nicht ein einziges Mal sehen, meine kleinen Söhne leiden darunter natürlich wie meine Frau enorm.
    Beschwert man sich dann bei der Anstaltsleitung hier, kommt bloß, entweder sie akzeptieren es oder gehen in den geschlossenen…
    Wenn mir seit 5 Wochen schon 20 Stunden Ausgang die ich jede Woche habe auf eine Stunde verkürzt bekomme, keine Wiedergutmachung oder sonst etwas, finde ich so eine Aussage natürlich ziemlich frech.
    Bloß gibt es hier auch niemanden der sich für uns einsetzt, da alle denken, daß die JVA komplett leer ist.

  5. So grad hab ich mal wieder was neues erfahren von meinem Sohn. Er hat mich gerade angerufen und gesagt das komplette Haus A, wo auch er ist, steht 14 Tage unter Quarantäne. Da die 4 positiv getesteten ja auch über den Flur gelaufen sind und sich ja noch mehr angesteckt haben können. Es gibt für dieses Haus kein Duschen, kein Aufschluss, kein Hof. Sie bekommen Waschlappen damit sie sich auf Zelle mit ihrem kalten Wasser waschen können. Morgen ist wohl Wäschetausch. Da wird ihnen die frische Wäsche vor die Tür gestellt das sie diese kurz rein holen können und auch den Einkauf stellt man ihnen so hin. Das verstößt aber richtig gegen die Würde des Menschen. Sowas ist unter aller Sau.

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