GG/BO Soligruppe Berlin: Der Bau des neuen Riesen-Knastes in Zwickau-Marienthal für 820 Gefangene ist geplant – die Arbeiten sollen wohl demnächst beginnen. Gestartet werden soll mit der 1,32 km langen und 6 m hohen Knastmauer. Anfang 2020 soll die Mauer fertig sein und das Anstaltsgelände von knapp zehn Hektar einfassen.
Funktion der Knäste
Knäste sind ein fundamentales Element von Kapital, Staat und Herrschaft. Das Kapital hat dabei in unserer Gesellschaft den höchsten Stellenwert – weswegen es auch stetig verteidigt wird. Der Staat als Vollstrecker der kapitalistischen Logik und damit auch der Herrschaft benötigt einen entsprechenden Repressionsapparat, um die derzeitigen Verhältnisse aufrechtzuerhalten. Um zu garantieren, dass die Beherrschten und Ausgebeuteten sich nicht gegen die Herrschenden und Ausbeuter*innen wehren, sondern sich vielmehr mit ihrer Unterdrückung abfinden, bedarf es einer stetigen Überwachung, Kontrolle und letztendlich Strafe, wenn sich die Unterdrückten nicht an die herrschenden Regeln gehalten haben. Somit sind auch Knäste dafür da, die herrschende Ordnung, vor allem also die Logik des Kapitals und damit der Ausbeutung und Unterdrückung, aufrechtzuerhalten.
Dementsprechend ist es auch nur logisch, dass die meisten Gefangenen wegen Kapitals- und Eigentumsdelikten sitzen. Aber nicht nur deswegen müssen wir allen Knästen den Kampf ansagen!
Knast löst keine gesellschaftlichen Konflikte, sondern verschärft sie. Auch für Menschen, welche Taten begangen haben, die unseren Moral- und Wertevorstellungen widersprechen, kann Knast deswegen keine Perspektive sein. All das, was wir außerhalb der Knäste erleben, gegen was wir kämpfen und versuchen uns zu wehren, finden wir ebenfalls hinter Gittern – allerdings viel gebündelter und in viel krasserer Form. Die europäischen Entwicklungen steuern auf autoritäre faschistische Regimes zu – Knast spiegelt diese Entwicklungen nicht nur wieder, sondern kann sogar als Vorläufer dieser begriffen werden. Hinter Gittern passiert das Gleiche, was wir auch hier draußen erleben, allerdings heftiger, schneller, extremer. So ist die Ausbeutung von Gefangenen, die hierarchische Ordnung oder auch jegliche Form von Diskriminierung und Unterdrückung sehr viel krasser als draußen. Wundern sollte das natürlich nicht, denn Knast ist Teil des Repressions- und dementsprechend des Staatsapparates.
Wenn wir also gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung kämpfen wollen, ist der Kampf gegen den Staat und damit auch der Kampf gegen seine Zwangsinstitutionen absolut notwendig.
Wer ist verantwortlich?
Aber wer genau ist jetzt verantwortlich für Knäste? Der Staat, seine Organe, die Politik, die Parteien oder das Kapital? Alles richtig, allerdings können Verantwortliche auch konkreter benannt werden, denn all die oben genannten Konstrukte existieren nur noch, weil Menschen sie funktionieren lassen.
In diesem Fall sollen die Unternehmen Hentschke Bau GmbH und VSTR AG Rodewisch für den Bau der Mauer des neuen Knastes in Zwickau-Marienthal verantwortlich sein.
- „Hentschke Bau GmbH“ sitzt in der Zeppelinstraße 15 in 02625 Bautzen.
- „VSTR AG Rodewisch‘s“ Hauptsitz ist in der August-Bebel-Str. 4 in 08228 Rodewisch. Außerdem gibt es noch Standorte in der Fredersdorfer Straße 29 in 15370 Vogelsdorf, in der Borssenanger 10 in 09113 Chemnitz und in der Neustädter Straße 14 in 96515 Sonneberg.
Die Knastmauer steht also noch nicht, sie soll aber der Beginn für den gesamten Bau des Knastes werden. Wenn wir derzeitig noch weit weg davon sind, Knäste gänzlich abzuschaffen, so können wir doch wenigstens versuchen zu verhindern, dass neue gebaut werden. „Hentschke Bau GmbH“ und „VSTR AG“ sind eine von vielen Knastprofiteur*innen, welchen begegnet werden kann.
Lassen wir den Bau also nicht zu – für eine Welt ohne Knäste, Herrschaft und Unterdrückung!
Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.