Gefangene in der JVA Untermaßfeld müssen sich eine Entgiftung im Haftkrankenhaus Leipzig erkämpfen, um von den Medikamenten Tilidin, Diazepam und Zopiclon Entgiftung zu machen.

Offener Brief an die Anstaltsleitung der JVA Untermaßfeld von der Solidaritätsgruppe der Gefangenengewerkschaft Jena, 13. September 2016

GG/BO-Soligruppe Jena
c/o Infoladen Jena
Schillergässchen 5
07745 Jena

JVA Untermaßfeld
Karl-Marx-Straße 8
98617 Untermaßfeld

In Absprache mit Oliver Gresenz, dem 2. stellv. Sprecher der Gefangenengewerkschaft in der JVA Untermaßfeld, lassen wir Ihnen heute diesen Offenen Brief zukommen. Er wird von uns am selben Tag veröffentlicht.

Gefangene in der JVA Untermaßfeld müssen sich eine Entgiftung im Haftkrankenhaus Leipzig erkämpfen, um von den Medikamenten Tilidin, Diazepam und Zopiclon Entgiftung zu machen.“ (Oliver Gresenz, 2. stellv. Sprecher der GG/BO in Untermaßfeld in seinem Brief vom 22. August 2016)

Der 2. stellv. Sprecher der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation in der thüringischen Justizvollzugsanstalt in Untermaßfeld, Oliver Gresenz, kämpft seit 5 Monaten um eine Verlegung zwecks Entzugstherapie ins Haftkrankenhaus der JVA Leipzig. Er versucht, von den Medikamenten Tilidin, Diazepam und Zopiclon runterzukommen, von denen er seit 2 Jahren abhängig ist. Das wird ihm vom Anstaltsarzt in Untermaßfeld verweigert.

Häftlinge, die mit kaltem Drogenentzug oder Depression konfrontiert sind, bekommen in thüringischen und bundesdeutschen Haftanstalten oft keine entsprechende Behandlung. So greifen sie auf harte Schmerzmittel zurück, die der Anstaltsarzt ihnen verschreibt. Anstatt die Menschen zu behandeln, werden sie von der Knast-Medizin mit harten Medikamente ruhig gestellt, welche selber zu Abhängigkeit führen. Die Anstaltsärzte in Untermaßfeld und anderswo haben auf diese Weise in den letzten Jahren Hunderte von Gefangenen abhängig gemacht.

Im konkreten Fall von Oliver Gresenz wird eine vernünftige Entzugstherapie abgelehnt, mit der Begründung, es gäbe im Haftkrankenhaus der JVA Leipzig zu wenig Betten. Wir stehen in Kontakt mit Häftlingen und GG/BO-Aktivist_innen im Haftkrankenhaus der JVA Leipzig, die uns berichten, es ständen genug freie Betten zur Verfügung.

Kalter Entzug, d.h. ohne Substitution und ohne ärztliche Überwachung, ist Folter. Das bestätigt sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in seinem Urteil vom 1. September 2016 im Fall Wenner vs. Germany. Oliver Gresenz möchte eine ordentliche Entzugstherapie. Sie verweigern diese. Soll er sich ohne ärztliche Überwachung und Behandlung von den Medikamenten absetzen – wollen Sie ihn foltern?

5 Monate Ringen mit den anstaltsinternen Mühlen haben kein Ergebnis gebracht. Deswegen haben wir uns gemeinsam mit Oliver Gresenz dazu entschlossen, diesen Offenen Brief an Sie zu verfassen und zu veröffentlichen.

Wir fordern die sofortige Verlegung von Oliver Gresenz ins Haftkrankenhaus der JVA Leipzig zwecks Entzugstherapie und Entgiftung! Wir fordern weiterhin, dass alle drogenabhängigen Häftlinge in der JVA Untermaßfeld ab sofort ordentlich behandelt werden!

Dieser Offene Brief stellt nur einen Schritt im Kampf für bessere medizinische Versorgung in den Haftanstalten Thüringens und der BRD dar. Die Häftlinge lassen das nicht weiter mit sich machen und sind zum Widerstand bereit. Erst im Juli 2016 haben über 40 Häftlinge in der JVA Würzburg, darunter einige Mitglieder der GG/BO, einen zehntägigen Hungerstreik durchgeführt, u.a. für ordentliche Methadon-Substitutionsprogrammme.

Wir verlangen von Ihnen die sofortige Verlegung von Oliver Gresenz ins Haftkrankenhaus in Leipzig und eine öffentliche Stellungnahme!

GG/BO-Soligruppe Jena, 14. September 2016

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