GG/BO Soligruppe Berlin: Eine Gefangene, welche sich von Knastmitarbeiter*innen nicht einschüchtern lässt und ihre Meinung jederzeit offenkundig vertritt, beschwerte sich schon länger, dass sie und ihre Belange von den Mitarbeiter*innen der JVA Reinickendorf nicht ernst genommen und sie von diesen schikaniert und drangsaliert wurde. Ende letzten Jahres gab es wohl nun den Verdacht, dass sie ein Handy auf der Zelle hätte, worauf eine Zellendurchsuchung folgte. Ein Handy wurde dabei nicht gefunden, die Repression kam trotzdem. So wurde die betroffene Gefangene im Frühjahr 2019 vom offenen Vollzug in den geschlossenen nach Pankow verlegt.
Die Begründung der JVA? Sie hätte sich nicht an den Regeln des Knastes gehalten und zeige sich nicht kooperativ gegenüber Justizbeamten*innen oder Sozialarbeiter*innen. Ganz eindeutig wieder: Gefangene, welche sich den Knastregeln nicht unterordnen und sich ihre Stimme nicht verbieten lassen, bekommen sehr schnell die Repressions-Keule zu spüren. Einen „strafrechtlichen Tatbestand“ braucht es nicht. Es reicht, wenn sich Gefangene im Knast nicht so verhalten, wie es sich die Bediensteten wünschen.
Im geschlossenen Vollzug Pankow sind die Verhältnisse natürlich kein bisschen besser, im Gegenteil. Überteuerte Einkaufspreise, schlechte medizinische und hygienische Versorgung, Post kommt selten,verspätet oder gar nicht erst an, die Bediensteten drangsalieren die gefangenen Frauen und spielen sie gegeneinander aus.
Für die betroffene Gefangene ist die Verlegung nach Pankow auch deswegen ein harter Rückschlag, weil sie in Reinickendorf zuvor als LKW Fahrerin gearbeitet hatte – den Tag also vor den Anstaltstoren verbringen konnte.
„Den Job habe ich gerne gemacht. Ich konnte 5 Tonnen durch die Gegend fahren. Jetzt muss ich stricken und im Gewächshaus arbeiten. Was soll der Scheiß? Weil ich eine Frau bin, soll ich jetzt Pflanzen gießen, stricken und häkeln? Im Männervollzug haben sie so eine Arbeit bestimmt nicht! Ich hatte denen auch gesagt, dass ich das absolut nicht machen will, aber als ob hier irgendwen interessiert, was wir wollen.“
Die Arbeit in der JVA Pankow ist, wie in allen Berliner Knästen, unter Zwang. Sich dem zu widersetzen bedeutet, dem Knast und seinen dazugehörigen Repressalien noch mehr als eh schon ausgeliefert zu sein.
Zellenrazzien, völlig willkürliche Repression, Zwangsarbeit, Schikane, gewaltvolle Machtdemonstrationen seitens der Knastmitarbeiter*innen, schlechte medizinische Versorgung – all das ist Standard in deutschen Knästen. Viele Gefangene lassen sich das aber nicht gefallen, wehren sich gegen die Zustände hinter Gittern. Und auch draußen scheint der Ball langsam ins Rollen zu kommen: in den letzten Monaten gab es, auf ganz unterschiedliche Art und Weise, vermehrt Anti-Knast Aktionen.
Solidarität mit Gefangenen ist mehr als wichtig! Lasst den Ball weiter rollen, zeigt auch den gefangenen Frauen, dass sie nicht vergessen sind und den Knästen, was ihr von ihnen haltet!
Gegen die Zwangsarbeit, gegen die Knäste, für die Freiheit aller Gefangenen.
Berlin, 23. Juli 2019
Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.
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