Häftlinge protestieren gegen schlechtes Essen

In der Haftanstalt in Gräfentonna wird die Anstaltsküche umgebaut. Das Mittagessen wird deshalb von einem Menüservice geliefert.

Essen trägt zur guten Stimmung bei. Das gilt auch für Gefängnisse. Besonders dann, wenn das Mahl nicht mundet, erlangt dieser Spruch Bedeutung. Die Konsequenz daraus erlebt derzeit Thüringens größte Haftanstalt in Gräfentonna (Landkreis Gotha).

Etwa „hundert bis zweihundert Gefangene“ sollen dort seit etwa zehn Tagen das Essen verweigern. Darüber informierte gestern die GGBO (Gefangenengewerkschaft – bundesweite Organisation). Anlass der Aktion sei das schlechte Essen, welches aus „ungewürzten Mini-Portionen in Alu-Assietten“ bestehe. Grund für die besondere Kost ist der Umbau der Gefängnisküche, sodass die Mittagsmahlzeit von einer externen Menüservice geliefert werden, kritisiert die Gewerkschaft.

Das Thüringer Justizministerium bestätigte gestern, dass derzeit Häftlinge in dem Gefängnis das Mittagessen verweigern. Allerdings seien es um die 30 Gefangene, und auch diese würden sowohl Frühstück wie Abendbrot zu sich nehmen. Das komme weiter aus der Gefängnisküche, hieß es. Eine medizinische Versorgung wegen Nahrungsverweigerung sei daher derzeit nicht erforderlich.

Die Anstaltsleitung sei zudem mit den Häftlingen im Gespräch, um nach Lösungen zu suchen, sagte ein Ministeriumssprecher. So sollen zusätzlich Gewürze bereitgestellt werden.

Das Problem im normalen Knastalltag ist, dass jeder Häftling sich weitere Gewürze kaufen müsste und dafür eigentlich kein Geld hat.

Bereits 1993 gab es einen Kloßstreik in Thüringen

Die Gefangenengewerkschaft protestiert zugleich dagegen, dass aus ihrer Sicht bei Gefangenen besonders intensiv gespart werde. Dem Land Thüringen wird vorgeworfen, „Telefonate, Einkäufe und Fernsehen“ von Monopolisten in den Anstalten zu überhöhten preisen anzubieten. Kritisiert wird auch die medizinische Versorgung. Nach Angaben des Justizministeriums soll der Umbau der Anstaltsküche in Gräfentonna noch bis Oktober andauern.

In der Haftanstalt gab es in den vergangenen Jahren immer wieder einmal zeitlich begrenzte Protestaktionen von Insassen. In dem Gefängnis sitzen vor allem Häftlinge mit langen Freiheitsstrafen. Es ist eine von zwei im Freistaat nach der Wende neu gebauten Haftanstalten.

Schlechtes Essen führt nicht das erste Mal zu Protesten hinter Gefängnismauern. 1993 revoltierten in Suhl-Goldlauter Häftlinge, weil ihnen zum Weihnachtsfest zerkochte Thüringer Klöße gereicht worden waren. 27 Gefangene wollten mit ihrem Sitzstreik aber auch das Ablösen von Küchenkräften aus ihren Reihen verhindern.

Kai Mudra / 04.08.16 / TA

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Haeftlinge-protestieren-gegen-schlechtes-Essen-2060747906

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