Grüße von der „Stimme der Indigenen im Widerstand“ aus San Cristobal, Chiapas

GG/BO Soligruppe Jena: Anfang Juni wurde uns als Soligruppe Jena der Gefangenen-Gewerkschaft eine Grußbotschaft von indigenen Gefangenen aus Chiapas übermittelt, mit der Bitte, es an die inhaftierten Gefangenen-Gewerkschafter_innen in Deutschland weiterzuleiten und mit der Einladung, es auch zu veröffentlichen. Es freut uns sehr zu sehen, dass Gefangene sich in allen Ländern gegen die Zumutungen des Strafvollzugs wehren und dass sie sich dabei aufeinander beziehen. Im Folgenden stellen wir die Organisation „Stimme der Indigenen im Widerstand“ kurz vor und veröffentlichen die Grußbotschaft. Für eine internationale Gefangenen- und Solidaritätsbewegung!

Die Grußbotschaft ist von vier Gefangenen der „Stimme der Indigenen im Widerstand“ unterzeichnet worden. Sie sitzen alle ein, weil sie aufgrund von Armut oder als Indigene (also als Nachkommen der alteingessenen, vorkolonialen Bevölkerung) zu Opfern der staatlichen Justiz geworden sind. Sie wurden auf Grundlage verschiedener Vorwürfe zu bis zu 45 Jahren Haft verurteilt und haben davon bisher zwei bis 20 Jahre abgesessen. Sie berichten, dass sie bei ihrer Festnahme durch Polizei oder Paramilitärs teilweise gefoltert und anschließend zu Geständnissen gezwungen worden seien. Die Taten seien ihnen in die Schuhe geschoben worden, einzig damit die mexikanische Justiz Erfolge in der Strafverfolgung vorweisen könne. Genau das ist nachgewiesenermaßen auch im international skandalisierten Prozess um die verschwundenen 43 Studierenden von Ayotzinapa passiert.

Die Gefangenen der „Stimme“ haben sich nach ihrer Inhaftierung organisiert, sie gehörten also vor ihrer Haftzeit keiner sozialen Bewegung an. Dennoch haben sie sich in Haft der „Sechsten Erklärung aus dem lakandonischen Urwald der EZLN“ angeschlossen, d.h. sie teilen grundlegend die Ansichten der indigenen Befreiungsbewegung der Zapatistas und stehen für eine Organisierung von links und von unten ein. Sie kämpfen für ihre Freilassung, für bessere Haftbedingungen und beteiligen sich an weiteren Gefangenenkämpfen.

Das Unterstützungskollektiv der „Stimme“ hat eine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber dem Gefängnis und solidarisiert sich daher mit allen Gefangenen, nicht nur mit den politischen. Es unterstützt die Gefangenen durch Öffentlichkeitsarbeit, Solidaritätskundgebungen und durch Spendensammlungen. Wer Spanisch versteht, kann sich auf dem Blog über die Arbeit des Unterstützungskollektivs informieren: http://noestamostodxs.tk/.

Es folgt die deutsche Übersetzung der Grußbotschaft der „Stimme“:

CERESO* Nr. 5
San Cristóbal de las Casas, Chiapas
7. Juni 2018

Organisation “Die Stimme der Indigenen im Widerstand“, Anhänger der „sechsten Erklärung aus dem lakandonischen Urwald“ der EZLN Genoss*innen der Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation, von unserem Posten aus senden wir Euch eine starke, kämpferische Umarmung, in der Hoffnung, dass Ihr wohlauf seid. Mit diesem Brief richten wir uns an Euch, die Ihr wie auch wir Eurer Freiheit beraubt seid.

Wir teilen Euch mit, dass wir dabei sind, eine Organisation zu bilden, noch in der Klandestinität. Wir haben das Interesse zu kämpfen, angesichts der schlechten Regierungen auf der ganzen Welt, die so viel Schmerz, Diskriminierung und psychologische Folter verursacht haben. Deswegen bereiten wir uns gut vor, auch wenn wir Gefangene sind – das heißt nicht, dass wir nicht kämpfen können. Ganz im Gegenteil, Genoss*innen – Kopf hoch und kniet Euch ordentlich rein! Wir wissen, dass aus der Einheit die Stärke erwächst und dass wir stärker sind. Ihr seid nicht allein, wir sind mit Euch.

Gerade sind hier mit uns auch die Genossen Georg und Juanpi, um sich mit uns zu unterhalten, sich auszutauschen. Nun gut Genossen, aus dem Südosten Mexikos verabschieden wir uns und senden Euch Mut und viele Umarmungen!

Mit großem Respekt
Adrian Gómez Jiménez
Alfredo Gómez López
Pedro Gómez Hernández
Juan de la Cruz Ruíz

Ebenso solidarisiert sich mit uns der Genosse Esteban Gómez Jiménez, Organisation „San Sebastián Bachajón“

*CERESO – Centro de Readaptación Social, in etwa: Zentrum zur sozialen Wiedereingliederung, eine der Formen von Gefängnis in Mexiko.

Jena, 26. Juli 2018

Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.

  

Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.

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