Gefangener berichtet über die Situation in der JVA Tonna

GG/BO-Soligruppe Jena: Wir geben im Folgenden den Bericht eines Gefangenen aus der JVA Tonna vom 23. März 2020 wieder. Er spricht darin den Mangel an Desinfektionsmitteln und die hohen Telefonkosten an und beschwert sich darüber, dass die Häftlinge von den Beamten keine Aufklärung und Informationen erhalten.

Da ihr bereits wisst, dass jegliche Besuche und Ausgänge für Gelockerte gestrichen wurden, gehe ich nicht weiter auf diese Problematik ein. Allerdings mache ich darauf aufmerksam, dass die Firma Telio den Insassen nicht im Geringsten mit den Kosten fürs Telefonieren entgegenkommt, um den Kontakt zum sozialen Umfeld zu erhalten, obwohl es in dieser schwierigen Zeit für alle Insassen wichtig ist. Und neben der Post ist Telio die einzige Option.

Desweiteren habe ich euch zu berichten, dass die JVA keinerlei sicht- oder spürbaren Vorsichtsmaßnahmen einleitet. Denn die größte Gefahr, sich mit dem Covid-19-Virus zu infizieren, bilden jetzt die Bediensteten der JVA. Trotzdessen werden z.B. Haftraumkontrollen wie üblich durchgeführt.

Desweiteren mache ich darauf aufmerksam, dass sich unsere Anstaltsärztin weigert, die Zuarbeit für den Antritt einer Lagzeittherapie zu leisten, indem sie sagt, sie hätte keine Zeit dafür. Die Frage ist, was tut sie dann? Beratung zum Schutz vor Corona? Wohl kaum! Auf Fragen der Gefangenen, ob es bisher schon Coronafälle gibt, reagiert die Anstalt mit Schweigen.

Ich sehe unsere Anstalt als Reagenzglas für den Covid-19-Erreger und bin um das leibliche Wohl aller Gefangenen besorgt. Es gibt hier in der Anstalt weder Desinfektionsspender noch Atemschutz. Auch eine Isolation für den Einzelnen ist nicht möglich.

Mit meinem Brief möchte ich den Gefangenen hier eine Stimme geben.“

27. März 2020

Die von den einzelnen AutorInnen veröffentlichten Beiträge geben nicht die Meinung der gesamten GG/BO und ihrer Soligruppen wieder. Die GG/BO und ihre Soligruppen machen sich die Ansichten der AutorInnen nur insoweit zu eigen oder teilen diese, als dies ausdrücklich bei dem jeweiligen Text kenntlich gemacht ist.

25 Kommentare

  1. Die Belastung und Angst der Inhaftierten kann ich durch die Telefongespräche mit meinem Mann voll bestätigen. Desweiteren wurde heute ein älterer Mann in Quarantäne verlegt der seit 3 Tagen bettlägerig war und sich keiner gekümmert hat. Seine Zelle wurde versiegelt. Aber auf dem Gang läuft alles weiter wie vorher. Es gibt weder Desinfektionsmittel, noch Tests für die Mitgefangenen. Es ist eine riesen grosse Schweinerei wie mit den Gefangenen umgegangen wird. Ich fordere nun wiederholt bessere Haftbedingungen und gegebenenfalls auch Freilassung für Häftlinge unter einem Jahr Reststrafe.

    1. Ja, dies kann ich auch bestätigen, mein Bruder arbeitet im Küchendienst in der Jva.
      Er hat weder Desinfektionsmittel noch Mundschutz.
      Sie werden über nichts informiert, bekommen keine Auskünfte und haben einfach Panik

  2. Diese Aussage kann ich nur bestätigen.
    Es gibt den ersten COVID 19 Fall in Tonna. Und es war nur eine Frage der Zeit, denn ich hatte es in meinem ersten Beitrag schon geschrieben.Den Mann den es da erwischt hat ,lag mit meinem Sohn auf der selben Piste, und es gibt, wie in dem oben erwähnten Beitrag ,keine Desinfektionsmittel, schutzmasken und es werden einfach keine Schutzmaßnahmen getroffen nicht mal nach dem ersten Fall jetzt. Da stellt sich mir jetzt aber die Frage… wer hat den Mann angesteckt? So viele Möglichkeiten gibt es ja nicht . Wissen die überhaupt wo her bzw. von wem? Aber es wird ja so wieso alles tot geschwiegen da drin . Und am Ende drehen die sich auch alle wie sie es brauchen . Denn hier draußen weißlich niemand was wirklich hinter den Mauern abläuft und das ist nicht nur in Tonna so. Egal wie oder wer, was ein jeder gemacht hat am Ende sind es alle Menschen und sie sind dieser Situation teilnahmslos ausgeliefert. Sie können Ihn nicht mitbringen, sie können sich nur bei jemandem infizieren, die regelmäßig von draußen kommen. Das schlimme an der Sache ist das dieser Mann nicht der letzte sein wird, jetzt liegt er alleine in Quarantäne wofür er nicht mal was kann, wir hier draußen können es selber beeinflussen ob wir raus gehn oder nicht. Aber ein jeder der da drin ist der kann es nicht! Und jetzt wird es dadrin erst mal richtig los gehn! Mein Sohn lag mit diesem Mann auf einer Piste und deshalb macht es mir um so mehr Angst das es Ihn vielleicht auch erwischt… Und deshalb bitte ich und appelliere an den normalen Menschenverstand um die Freilassung bzw für Haftunterbrechungen und für Kurzstrafler ,,Ersatzfreiheitsstrafen. Wer will das dann verantworten?
    Lg

  3. Es ist Schimpf und Schande dieses Geheuchel der Poitiker, von wegen, wir müssen alle aufeinander Rücksicht nehmen. Gemeinsam gegen Corona .
    Wenn ich lese was das Ministerium auf den Brief an den Herrn Adams geantwortet hat, könnt ich kotzen. Es interessiert da oben doch nein Mensch was hinter ALLEN Gefangnissmauern passiert!! Einige Haftanstalten haben nicht einmal ein Minimum an Desinfektionsmitteln. Ich hatte geschrieben das die Beamten die sind die den Virus mit rein bringen können,das ist auch soweit richtig nur muss man dazu sagen das die am Ende auch nur die ausführenden Kräfte sind.
    Denn es interessiert niemanden da oben und wenn ich lese was das Ministerium dazu zu sagen hat “ das bis zum 19.04.2020 alle Besuche, und Lockerungen usw. gestrichen sind und Haftentlassungen aufgeschoben sind “
    Klar mit den Häftlingen will sich ja auch keiner auseinandersetzen. Genauso wenig wie hier in Deutschland interessiert was mit den Obdachlosen die wir hier in Deutschland haben. Für die Politik sind diese Menschen doch nur 3.klasse Gesellschaft . Und das lassen sie die jetzt spüren. Ein Armutszeugnis an unsere Politik!!!

  4. Diesen Brief hat mein Verlobter geschrieben.
    Zu meiner Überraschung ist der Brief sogar angekommen. Denn wie mein Verlobter mir berichtete kommt es immer wieder vor das an die Gewerkschaft adressierte Post immer wieder verschwindet.
    Nach dem ich der Anstaltsleitung eine Beschwerde schickte bzgl der Ärztin die wegen der Korona Krise keine Zeit hätte sich um die Befunde in bestimmten Anträgen wie in unserem Fall für die Rentenversicherung zu widmen, und der Androhung auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde, wurde er zu einem anderen Arzt gebracht der ganze 4 min brauchte um den Befund auszufüllen. Des weiteren sind die Telio Preise absoluter horror.
    Denn da man sich ja nicht sehen kann bleibt einem ja nicht mehr viel außer Telko und Post.
    Auch das keiner der Gefangene aufgeklärt oder Informiert wird über die aktuelle Lage bzgl. Des Corona Virus ist nicht akzeptabel.
    Wer will denn bitte schön die Verantwortung dafür tragen das unsere Männer sich einer nach dem anderen infiziert?
    Wer will denn bitte schön in solch einem Fall die Beatmungsräte die ohnehin schon im ganzen lang knapp zu sein scheinen der JVA zur Verfügung stellen? Sie werden so da drin einfach sich selbst überlassen. Das muss sich sofort ändern.

  5. Bin ehrlich gesagt stinksauer. Die JVA Tonna nimmt nun die Corona Fälle von U-Feld auf, da angeblich die medizinische Versorgung besser ist. Mit nur einer Ärztin die total überfordert ist! Es ist nun Frage der Zeit bis unsere Männer diesen scheiß Virus bekommen. Warum kann Tonna die rechtlich vorgegebenen Bedingungen nicht einhalten? Warum werden nach wie vor Häftlinge aus anderen Anstalten in Tonna aufgenommen und auf die Häuser ohne Test verteilt? Ich finde das alles menschenunwürdig. Unsere Angehörigen werden nur weggesperrt und es kümmert sich keiner darum wie es ihnen geht. Ich befürchte auch, das wenn es dort oben und evtl. auch in anderen Haftanstalten mit dem Virus eskaliert, es eine Flut an Anzeigen wegen unterlassener Hilfeleistung oder grob fahrlässiger Menschenrechtsverletzung geben könnte. Verantwortung für das Alles will keiner tragen. Manche Beamte machen krank, vielleicht auch aus Angst, was ich mir gut vorstellen kann. Ärztliche Betreuung kaum gegeben. Hofgänge nach wie vor. Aber was können wir hier draußen schon dagegen machen? Auch die Gewerkschaft wird nicht gross dagegen ankommen. Wenn der Minister nicht endlich anfängt realistisch zu denken, wird sich nichts ändern und unsere Männer kämpfen alleine um Leben oder Tod. Ich bin zutiefst enttäuscht über unsere Regierung und ihre Denkweise. Ich fühle mich in dieser Sache alleine und in Stich gelassen. Egal wo du versuchst anzurufen erreichst du niemanden oder es kann dir keiner helfen. Es ist echt zum heulen!!!

    1. Bin voll deiner Meinung es müssten einfach noch mehr angehörige direkt an den Minister schreiben am besten Postlicht und per E-Mail.
      Habe auch große Angst um meinen Verlobten.
      Ich habe Angst ihn vielleicht nie wieder zu sehen..

      1. Meldet euch per Mail mal bitte bei der ggbo. Wir haben eine Angehörigen Initiative und sie würden zwischen uns Kontakt herstellen.

  6. Es ist doch echt alles zum kotzen hier keiner von denen da oben fühlt sich dafür verantwortlich bzw interessiert es einfach von den Ministern niemanden. Man müsste die mal diesem Risiko ausetzen . Und in Tonna scheint es ja nun wirklich beängstigend zu sein. Oder warum werden sie zur Freistunde von etlichen Beamten in voller Kampfausrüstung (Gel, Schlagstock, Schutzschild) zum Freigang gebracht. Ganz bestimmt nicht weil Sie Chic aus sehen wollen. Was bitte ist da los? Und man kann einfach verdammt nochmal nichts tun. Wir müssen tatenlos mit an sehen wie unsere Angehorigen“(Freund, Mann Kind“) nicht mal heute wo die Beamten in dieser Montur auftauchten gab es trotzdem immer noch keine Antworten für die Haftlimge!

  7. Kann ich bestätigen. Seit gestern ist Einschluss und keiner weiß warum. 24 Stunden auf Zelle und dann noch die Ungewissheit. Das geht doch voll auf die Psyche. Mach mir echt so richtig grosse Sorgen.

  8. Halb 8 mussten alle Häftlinge in Untermaßfeld von ihrer Arbeit wieder in ihre Haft Räume, mit der Aussage,, haltet ja Abstand von allen,, . Sie wurden beim Arbeitsumschluss nicht mal abgetastet. Mal sehen wie das jetzt weiter geht. Wieder heißt es warten und Angst haben. Es gibt auf jeden Fall einen neuen Corona Fall.

  9. …auch ich weiss von Aussagen meines Mannes..das weder Schutzmasken noch Desinfektion für die Häftlinge vorhanden ist…
    auch das Besuchsverbot muss endlich aufgehoben werden..
    das macht die Sache nicht besser..!

  10. Naja, auch in Krankenhäusern, Praxen oder Pflegeheimen mangelte es an Masken und Desinfektionsmitteln. Auch Menschen deren Angehörige sie zuhause, im Heim nicht besuchen konnten und durften bekamen keine Telefongespräche gesponsert. Auch wurden viele op‘s und reguläre Untersuchungen verschoben weil die Ärzte überlastet waren. Immer das Gesamtbild betrachten!

    1. Immer das Gesamtbild betrachten? Wenn schon, dann bitte auch das der Realität! Nirgends wurden OP’s oder reguläre Untersuchungen verschoben, weil Ärzte überlastet waren. Aus Angst der Überlastung des Gesundheitssystems wurden Betten freigehalten, wurden OP’s abgesagt! Was soll der Unsinn von wegen gesponsorten Telefongesprächen? Wenn man mal so wirklich keine Ahnung hat um was es geht, ist es besser sich garnicht zu äußern! Und Dein Vergleich von Menschen bzw. Situationen in Freiheit mit denen in einer JVA zu vergleichen, ist ja wohl das Peinlichste was ich hier gelesen habe! Weil’s in KH, Praxen oder Pflegeheimen an Masken und Desinfektionsmitteln mangelt, muss man das in einer JVA erst Recht hinnehmen? Sorry, aber Dich sollte man verklagen, mit derartig intelligenzbefreiten Aussagen diskriminierst Du die Häftlinge, machst sie zu Menschen 2. oder 3. Klasse! Versuch’s mal mit Lektüre ausserhalb des Mainstreams und vor allem aber mit eigenständigen Denken!

      1. Vielleicht solltest DU deinen Rat mal befolgen und dich schlau machen. Natürlich sind Ärzte und Pflegepersonal völlig ausgelastet, ebenso werden Op Termine verschoben. Meine Oma konnte sechs Wochen im Heim nicht besucht werden und Desininfektsmittel knapp, teilweise nicht ausreichend vorhanden.

  11. Ist der größte Scheißhaufen dort…..
    Selbst die Wärter schmuggeln Drogen rein…diese Menschen dort müssen zu Drogentherpie…aber werden Drogensüchtig entlassen und können kein Fuß nach ihrer Entlassung fassen….
    Das selbe gilt für JVA Suhl -Goldlauter….
    Es müßte wahrscheinlich in einigen JVA’s mal aufgeräumt werden…..ist fast so schlimm wie in früheren Ossi-Zeiten……warum arbeiten solche Leute da……haben die im Knast so wenig zu tun das die darauf angewiesen sind, wenn man Entlassungen vornimmt die gleich wieder im Knast zu sehen!
    Es gehören oft die Wärter als Insassen….die sollten eigentlich dafür verantwortlich sein das im Knast alles korrekt läuft…….vor was haben die Angst……braucht man wohl nicht zu fragen……

  12. Hallo ihr Lieben,
    Ich hab mal eine Frage, und zwar weiß jemand rein zufällig wann die Gefangenen uns Telefonisch kontaktieren, sobald man das beantragte Formular ausgefüllt hat.?

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