Grußwort

Veranstaltung der Internationalen KommunistInnen (Interkomm)
zur Gefangenen-Gewerkschaft (GG) im Zielona Gora am 2. Juli 2014 in Berlin

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

die heutige Veranstaltung zur Gründung der Gefangenen-Gewerkschaft (GG) in Berlin ist die erste öffentliche Vorstellung unserer Gewerkschafts-Initiative. Weitere Veranstaltungen werden folgen, so z.B. in Köln am 21. Juli.

Mit unseren beiden aktuellen Kernthemen Mindestlohn und Rente für beschäftigte Inhaftierte ist es uns offenbar gelungen, eine gemeinsame Interessenlage unter uns Gefangenen zu formulieren. An diesen beiden Strängen werden wir vorrangig ziehen, um Stück für Stück die volle Gewerkschaftsfreiheit auch hinter Gittern durchzusetzen.

Es stellt für uns eine enorme Erleichterung dar, dass draußen Veranstaltungen stattfinden, die unsere Knast-Gewerkschaftsinitiative aufgreifen. Die Gefangenen-Gewerkschaft ist eine authentische Initiative aus dem Knast heraus; eine Initiative, die durch die konkrete Unterstützung vor den Knastmauern gestärkt wird.

Es geht für uns wesentlich darum, das solidarische Band drinnen und draußen enger zu knüpfen. Mit der Gefangenen-Gewerkschaft haben wir eine Initiative angeschoben, in der sich Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Arbeitswelten vor und hinter dem Knast-Tor treffen können.

Wenn es uns gelingen kann, neben dem Standbein im Knast eines vor dem Knast dauerhaft zu schaffen, dann werden wir keine bloße Momentaufnahme bleiben. Eine stabile Basis unter den Inhaftierten und eine stabile Basis von solidarischen Menschen draußen ist die Voraussetzung, um unseren durchaus ambitionierten Zielen näher zu kommen.

Es übersteigt wirklich unsere Erwartungen, dass es in so kurzer Zeit unserer Existenz gelungen ist, unsere kleine Projekt-Idee einer Gefangenen-Gewerkschaft über die JVA Tegel hinaus auszudehnen. Plötzensee, Willich und Aschaffenburg bilden hierbei die erste Etappe einer bundesweiten Ausdehnung. Wir gehen davon aus, dass in weiteren Knästen eine unabhängige Inhaftierten-Organisierung im Rahmen der GG möglich sein wird.

Wir setzen darauf, dass wir die bereits aufgenommenen Kontakte mit gewerkschaftlichen bzw. basisgewerkschaftlichen Kreisen vertiefen können. Insbesondere orientieren wir darauf, mit Kolleginnen und Kollegen aus den Einzelgewerkschaften des DGB (z.B. verdi, GEW), mit der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiterunion (FAU) und den Industrial Workers of the World (IWW) in ein enges Kooperationsverhältnis zu treten. Mittelfristig können wir uns vorstellen, ein autonomer Zweig einer dieser Gewerkschaften bzw. Basisgewerkschaften zu werden.

Solidarität soll für uns keine Einbahnstraße sein, auch wenn unsere Ausgangsbedingungen als gefangene Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen sicherlich anders gelagert sind als für unsere nicht inhaftierten Kolleginnen und Kollegen. Wir haben ein generelles Interesse daran, dass bspw. prekäre Arbeitsverhältnisse bekämpft werden. Hierbei ist es egal, ob diese drinnen oder draußen bestehen. Deshalb werden wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten einbringen, wenn es um die Durchsetzung ökonomischer Tagesforderungen vor den Haftanstalten dieser Republik geht.

Wir bauen darauf, dass die heute stattfindende Diskussions- und Informationsveranstaltung u.a. das Ergebnis mit sich bringen wird, dass sich die existierende Soli-Struktur draußen personell und organisatorisch erweitert. Wir verbinden damit die Hoffnung, dass wir in engster Abstimmung mit Euch die eine oder andere Kampagne zur Erlangung der vollen Gewerkschaftsfreiheit hinter Gittern lostreten können.

Herzlichen Dank für Eure aktive Unterstützung und Glück auf!

Oliver Rast
Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft (GG), 27. Juni 2014

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